4 Eigenschaften und Hauptmerkmale von Hochsensibilität

4 Eigenschaften und Hauptmerkmale von Hochsensibilität

Mit dem Akronym ‚DOES‘ formuliert die Psychologin und Hochsensibilitäts-Expertin Elaine Aron vier Facetten und Hauptmerkmale, welche Hochsensibilität besser beschreiben und erklären können und hilfreich dabei sind, das Persönlichkeitsmerkmal als dieses zu erkennen.

Hochsensibilität

‚D‘ steht dabei für Depth of Processing, also eine gründliche und tiefe Informationsverarbeitung, ‚O‘ für Overstimulation, eine Überstimulation oder Übererregbarkeit, ‚E‘ kennzeichnet Emotional Reactivity & Empathy, auf Deutsch emotionale Intensität und Empathie und ‚S‘ Sensing the subtle, die sensorische Empfindlichkeit. Lies weiter für detaillierte Informationen über die vier Facetten.

Depth of Processing (tiefe und gründliche Informationsverarbeitung)

Eine tiefe und gründliche Informationsverarbeitung ist das nicht direkt beobachtbare Schlüsselmerkmal von Hochsensiblen. Es zeigt sich darin, dass Personen mehr reflektieren und mehr nachdenken als andere. So beschäftigen sie sich beispielsweise überdurchschnittlich viel mit dem Sinn des Lebens, malen sich aus wie Beziehungen weiter verlaufen könnten, spielen vergangene Situationen übermäßig oft in ihren Gedanken durch und überlegen, wie diese entstanden sein könnten. Ein Teil der tiefen Verarbeitung läuft dabei unbewusst ab, sodass hochsensible Personen oft von Intuition sprechen und nach ihrem ‚Bauchgefühl‘ handeln. Ebenso haben Hochsensible intensivere und lebhaftere Träume als Normalsensible.

Eine tiefere Verarbeitung von Informationen zeigt sich zudem in tieferen Gefühlen und größerer Empathie für andere. Beispielsweise geht eine höhere Sensibilität auch mit einer höheren Betroffenheit gegenüber Tierleid, Leid von anderen Menschen und sozialer Ungerechtigkeit einher. Oft engagieren sich HSP ehrenamtlich oder setzen sich aktiv für einen guten Zweck ein. Ein mit dieser Facette von Hochsensibilität einhergehendes Problem zeigt sich in den oftmaligen Entscheidungsschwierigkeiten, resultierend aus detailliertem Reflektieren, Nachdenken und Abwägen von Optionen.

Die gründliche Verarbeitung könnte auch die Begründung dafür sein, dass sensible Menschen mehr als andere unter vergleichsweise belastenden Erlebnissen in der Kindheit oder im Erwachsenenalter leiden. Erklärt wird das dadurch, dass das tiefere Nachdenken über Ereignisse, emotionale Reaktionen verstärkt und intensiviert.

Overstimulation (Übererregbarkeit)

Menschen sind täglich verschiedenen und unzähligen Reizen ausgesetzt, die das Nervensystem stimulieren, aber auch überstimulieren können. Einerseits werden Reize benötigt um wach, gesund und aktiv zu bleiben, andererseits hat ein zu hohes Maß an Stimulation ein hohes Erregungsniveau zur Folge, welches bei jedem Menschen, unabhängig vom Grad der Sensibilität, Unbehagen und eine Leistungsverschlechterung verursacht.  Bei Hochsensiblen tritt eine Überstimulierung jedoch schneller ein und führt dazu, dass sich betroffene Personen wahrscheinlich früher als andere, geistig und körperlich erschöpft und gestresst fühlen. Ausgelöst werden kann eine Übererregung beispielsweise durch Reize wie das laute Klingeln eines Weckers, gespürte Erwartungen von anderen, ein Telefongespräch oder einer Summierung vieler scheinbarer Kleinigkeiten. Übererregung kommt auch bei angenehmen Veränderungen wie Urlaub, Umzug, Heirat oder Beförderung vor.  Während eine nicht hochsensible Person bei einem Abendessen in einem Restaurant nur im Ausnahmefall überreizt wird, kann für eine HSP die Kombination aus Gesprächen, Hintergrundstimmen, Geschirrklappern, Musik, Gerüchen und verschiedenen optischen Reizen, ein Zuviel an Reizen bedeuten, da es ihr aufgrund ihrer Veranlagung nicht so gut gelingt, unwichtige Reize auszublenden.

Oft geht mit der Überlastung eine gesteigerte Aktivität des sympathischen Nervensystems einher, die sich z.B. durch eine erhöhte Herzfrequenz, schweißnasse Hände oder Magenbeschwerden äußert. Eine chronische Übererregung führt zu Erscheinungen, die in Zusammenhang mit einem hohen Cortisolspiegel stehen: Schlafprobleme, Appetitverlust, extreme Wachsamkeit und Angst. Hochsensible Menschen berichten oft davon, sich gestresst, überlastet und überfordert zu fühlen und Aufgaben nicht erfüllen zu können. Meist bemerken sie erst durch die Beobachtung ihres eigenen nervösen Verhaltens oder durch ihre gereizte Stimmung, dass sie gerade übererregt sind. Solange HSP noch nichts von ihrer hochsensiblen Veranlagung wissen, können sie auch keine (richtige) Erklärung für ihre Reaktionen finden.

Emotional Reactivity & Empathy (Emotionale Intensität und Empathie)

„Some people feel more than others.”  Wenn man zu jenen Menschen gehört, die mehr fühlen als andere, nimmt man Emotionen tiefer und intensiver wahr und reagiert auch mit stärkeren Emotionen auf Lebensereignisse, unabhängig davon, ob diese positiv oder negativ sind. Eine mit der emotionalen Intensität einhergehende Schwierigkeit im zwischenmenschlichen Bereich, ist für Nicht-HSP die oft beobachtbare emotionale ‚Überreaktion‘ eines Hochsensiblen. Hochsensible neigen sowohl zu stärkeren negativen als auch zu stärkeren positiven Affekten, sie sind besonders verletzlich, aber auch besonders genussfähig. Dies ist ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal zu starken emotionalen Reaktionen, dessen Ursache ein erlebtes Trauma oder eine schwierige Vergangenheit ist, da traumatisierte Nicht-HSP vorwiegend negative Reaktionen zeigen.

Stärkere emotionale Reaktionen können sich beispielsweise durch ein ‚nahe am Wasser‘ gebaut sein zeigen, indem Hochsensible öfter aus Freude, Erleichterung, Trauer, Wut oder sonstigen Emotionen weinen. Außerdem verfügen Hochsensible oft über ein höheres Maß an Empathie und besitzen somit die Fähigkeit, Emotionen und Empfindungen anderer Personen erkennen, verstehen und nachempfinden und dementsprechend darauf reagieren zu können.

Sensing the Subtle (sensorische Empfindlichkeit)

Mit sensorischer Empfindlichkeit ist die Sensibilität gegenüber optischen Wahrnehmungen, Geräuschen, Gerüchen, Geschmacks- und Hautempfindungen, sowie Empfindungen aus dem eigenen Körper gemeint. Elaine Aron geht davon aus, dass Hochsensible über die Fähigkeit verfügen, Feinheiten und Einzelheiten besser wahrnehmen zu können als andere.

Dabei liegt der Grund für die Sinnessensibilität nicht in den Sinnesorgangen selbst, sondern in der Art der neuronalen Verarbeitung der Sinneseindrücke. Dadurch nehmen Hochsensible oft Dinge wahr, welche anderen Menschen entgehen. Dies können z.B. Details sein, oder nonverbale Botschaften über die Stimmung eines anderen Menschen. Die Hochsensibilitäts-Expertin Elaine Aron meint zudem, dass die hohe sensorische Empfindlichkeit stärkere Reaktionen auf Medikamente oder Rauschmittel, sowie das häufigere Auftreten von Allergien, erklärt.

By Published On: 26. Januar 2023Categories: Allgemein

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